Stift Melk – Barockes Meisterwerk und geistliches Zentrum an der Donau

10. Juni 2025

Stift Melk

© Alla Khananashvili/Shutterstock.com

Es thront majestätisch über der Donau, die goldene Fassade glänzt in der Sonne, die Türme sind von Weitem sichtbar: Das Benediktinerstift Melk ist eines der eindrucksvollsten barocken Bauwerke Österreichs – und weit darüber hinaus bekannt. Jährlich zieht das Stift Hunderttausende Besucher:innen aus aller Welt an, die sich von der Architektur, der Geschichte und der spirituellen Atmosphäre dieses einzigartigen Ortes bezaubern lassen.

In diesem Beitrag nehme ich dich mit auf eine Reise durch die Jahrhunderte, hinein in prächtige Säle und stille Innenhöfe, vorbei an alten Handschriften, deckenhohen Fresken und lebendigem klösterlichen Leben. Erfahre mehr über das barocke Herzstück Niederösterreichs – das Stift Melk.

1. Lage und erste Eindrücke

Das Stift Melk liegt auf einem Felssporn oberhalb der gleichnamigen Stadt Melk in der niederösterreichischen Wachau, einem UNESCO-Weltkulturerbe. Die Lage ist nicht nur strategisch, sondern auch malerisch: Von der Donau aus bietet sich ein dramatischer Blick auf das Stift – besonders schön vom Schiff oder von der Donauradroute.

Schon beim Näherkommen wird klar: Dieses Gebäude ist kein gewöhnliches Kloster. Die 325 Meter lange Front, die goldgelben Fassaden, die eindrucksvolle Kuppel und der üppige Skulpturenschmuck vermitteln barocke Opulenz pur.

2. Geschichte: Vom Babenberger Schloss zum Benediktinerstift

Die Ursprünge des Stifts reichen bis ins Jahr 1089 zurück, als der Babenberger Markgraf Leopold II. seine Residenz auf dem Melker Felsen den Benediktinern übergab. Die Mönche, die aus dem Stift Lambach kamen, gründeten hier eine klösterliche Gemeinschaft, die bald zu einem bedeutenden geistlichen und kulturellen Zentrum wurde.

Blüte im Mittelalter

Schon im Mittelalter war das Stift Melk für seine Schule, seine Bibliothek und seine theologischen Studien berühmt. Es entwickelte sich zu einem Ort der Wissenschaft und Bildung – ein geistiges Zentrum, das in der gesamten Region ausstrahlte.

Zerstörung und barocker Wiederaufbau

Ein Brand im 13. Jahrhundert und die Wirren der Reformationszeit setzten dem Kloster zu, doch im 18. Jahrhundert kam es zu einem Neubeginn – und zwar in großem Stil: Ab 1702 wurde unter Abt Berthold Dietmayr ein völliger Neubau im barocken Stil geplant.

Der Architekt Jakob Prandtauer entwarf ein Gesamtkunstwerk, das nicht nur die Macht und den Glauben demonstrieren sollte, sondern auch Schönheit, Kunst und Wissen vereinte. Die Fertigstellung dauerte bis 1746 – entstanden war ein Bauwerk von europäischem Rang.

3. Architektur – Barock in Vollendung

Wer durch das Tor des Stifts tritt, betritt eine andere Welt. Die barocke Architektur beeindruckt nicht nur durch ihre Dimensionen, sondern auch durch die Liebe zum Detail.

Marmorsaal

Der Marmorsaal war ursprünglich als Repräsentationsraum gedacht – ein Ort für kaiserliche Empfänge. Tatsächlich übernachtete Maria Theresia während ihrer Reisen durch das Land hier. Die prächtigen Marmorsäulen sind zum Teil aus echtem, zum Teil aus bemaltem Stuckmarmor gefertigt. An der Decke wölbt sich ein Fresko von Paul Troger, das die Verbindung von Glaube und weltlicher Macht allegorisch darstellt.

Bibliothek

Die Stiftsbibliothek gehört zu den bedeutendsten klösterlichen Bibliotheken Europas. Sie umfasst rund 100.000 Bände, darunter viele mittelalterliche Handschriften und Inkunabeln. Besonders beeindruckend ist der barocke Bibliothekssaal mit seinen kunstvollen Fresken, der doppelläufigen Treppe und den hohen Regalen aus Nussbaumholz.

Die Bibliothek ist Ausdruck des klösterlichen Ideals von „ora et labora“ – beten und arbeiten –, wobei das geistige Arbeiten hier besonders gepflegt wurde.

Stiftskirche

Die Stiftskirche ist das Herz des Klosters – ein leuchtendes Beispiel des Hochbarock. Der Grundriss in Form eines lateinischen Kreuzes, die imposante Kuppel mit ihrem himmelwärts strebenden Fresko, die prachtvollen Altäre aus Gold und Marmor – all das zeigt, wie sehr der Barock Glaube als sinnliches Erlebnis verstand.

Die Reliquien des Heiligen Koloman, eines irischen Pilgers, der in Melk hingerichtet und später heiliggesprochen wurde, befinden sich im Hochaltar.

4. Spirituelles Zentrum mit moderner Ausrichtung

Trotz seiner touristischen Bedeutung ist das Stift Melk bis heute ein lebendiges Benediktinerkloster. Rund 20 Mönche leben hier nach der Regel des Heiligen Benedikt. Ihr Tagesablauf ist strukturiert durch Gebet, Arbeit und Studium.

Das Kloster betreibt eine eigene Schule, das Stiftsgymnasium Melk, das zu den renommiertesten Bildungseinrichtungen des Landes zählt. Über 900 Schüler:innen besuchen die Schule, deren Wurzeln bis ins Mittelalter zurückreichen.

Auch die Bibliothek wird weiterhin wissenschaftlich genutzt, und die Mönche sind in der Seelsorge, der Jugendarbeit und in kulturellen Projekten engagiert. Dieses Spannungsfeld zwischen Geschichte und Gegenwart verleiht dem Stift eine ganz besondere Dynamik.

5. Gärten, Aussicht und Spazierwege

Das Stift Melk ist nicht nur im Inneren eine Augenweide – auch der Stiftspark ist eine Oase der Ruhe. Im Barockgarten mit seiner symmetrischen Gestaltung und den Skulpturen lässt sich wunderbar flanieren. Besonders sehenswert ist der barocke Pavillon mit einem Deckenfresko von Johann Wenzel Bergl – eine farbenfrohe, exotisch anmutende Fantasiewelt mit Pflanzen, Tieren und allegorischen Figuren.

Wer höher steigt, wird mit herrlichen Ausblicken über das Donautal belohnt. Die Aussichtsterrasse vor der Stiftskirche bietet ein spektakuläres Panorama über die Altstadt von Melk und die Flusslandschaft der Wachau.

6. Ein Zentrum der Kultur

Das Stift Melk ist nicht nur ein Ort der Religion und Bildung, sondern auch der Kunst und Kultur. Jedes Jahr finden hier zahlreiche Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und Festivals statt.

International bekannt: Die Sommerspiele Melk

Im Sommer wird der Stiftshof zur Bühne: Die Sommerspiele Melk bringen Theater und Musik auf höchstem Niveau in barocker Kulisse. Die Produktionen sind oft gesellschaftskritisch, modern inszeniert – ein spannender Kontrast zur historischen Umgebung.

Musik im Stift

Die große Orgel in der Stiftskirche zählt zu den bedeutendsten in Österreich. Regelmäßig finden Orgelkonzerte und geistliche Musikaufführungen statt. Auch die Schüler:innen des Stiftsgymnasiums treten bei kulturellen Veranstaltungen auf.

7. Besuchstipps

Ein Besuch im Stift Melk ist ein Erlebnis für alle Sinne. Um das Areal in Ruhe zu erkunden, sollte man mindestens zwei Stunden einplanen – besser einen halben Tag.

Öffnungszeiten und Führungen

Das Stift ist fast ganzjährig geöffnet, im Winterhalbjahr mit eingeschränktem Zugang. Führungen werden auf Deutsch, Englisch und in weiteren Sprachen angeboten und bieten vertiefte Einblicke in Geschichte, Kunst und Klosterleben.

Eintritt

Der Eintritt beinhaltet den Marmorsaal, die Bibliothek, die Stiftskirche, das Museum sowie den Zugang zum Stiftspark. Kombitickets mit anderen Sehenswürdigkeiten der Wachau sind ebenfalls erhältlich.

Anreise

Melk liegt verkehrsgünstig an der Westbahnstrecke und der Autobahn A1. Vom Bahnhof ist das Stift zu Fuß in 15 Minuten erreichbar. Auch Donauschiffe und Radfahrer:innen der Donauradroute legen regelmäßig in Melk an.

8. Die Wachau als Rahmen – und Inspirationsquelle

Das Stift Melk bildet das westliche Tor zur Wachau – einer der schönsten Kulturlandschaften Europas. Sanfte Weinterrassen, barocke Kirchen, mittelalterliche Städtchen und Burgruinen säumen das Donautal. Die Region ist berühmt für ihren Wein, ihre Marillenblüte im Frühjahr und ihre pittoresken Ausblicke.

Ein Besuch im Stift lässt sich hervorragend mit Ausflügen nach Dürnstein, Krems oder Spitz kombinieren. Wer mit dem Fahrrad oder Schiff unterwegs ist, erlebt die Wachau in ihrer ganzen Vielfalt.

9. Fazit: Ein Ort, der alles vereint

Stift Melk ist mehr als ein barockes Juwel. Es ist ein lebendiger Ort des Glaubens, ein Zentrum der Bildung, ein Magnet für Kunst- und Kulturliebhaber:innen, ein Touristenmagnet – und dennoch ein Refugium der Stille. Die gelungene Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart, von Schönheit und Spiritualität, macht es zu einem der bedeutendsten Kulturdenkmäler Europas.

Ob du dich für Architektur interessierst, die Kraft von Glaubensgemeinschaften spüren möchtest, ein kunsthistorisches Juwel entdecken willst oder einfach einen unvergesslichen Ausflug planst – Stift Melk berührt auf vielen Ebenen. Und wer sich einlässt, nimmt nicht nur schöne Fotos, sondern auch eine tiefe innere Ruhe mit nach Hause.