Der Feuersalamander (Salamandra salamandra) gehört zu den bekanntesten Amphibien Europas – und dennoch bekommt man ihn nur selten zu Gesicht. Mit seiner auffälligen schwarzen Haut und den leuchtend gelben Flecken sieht er aus wie aus einer anderen Welt. In Österreich ist der Feuersalamander heimisch und vielerorts vertreten, doch seine Bestände sind bedroht. In diesem Blogartikel erfährst du alles über das faszinierende Tier: seine Lebensweise, sein Vorkommen, seine Gefährdung und was wir für seinen Schutz tun können.
Faszinierende Erscheinung mit uralten Wurzeln
Der Feuersalamander gehört zur Ordnung der Schwanzlurche (Caudata) und ist ein echtes Urzeitwesen: Bereits vor rund 50 Millionen Jahren gab es sehr ähnliche Arten. Sein Körperbau ist reptilienartig, doch er ist ein Amphibium, das einen Teil seines Lebens im Wasser verbringt und durch die Haut atmet.
Typisch ist seine schwarz-glänzende Haut mit gelben, manchmal orangefarbenen Flecken oder Bändern. Diese Färbung dient der Warnung vor seiner Giftigkeit: Die Drüsen hinter dem Kopf und auf dem Rücken sondern ein alkaloidisches Sekret ab, das für Fressfeinde giftig ist.
Es gibt mehrere Unterarten, in Österreich ist vor allem der „gefleckte Feuersalamander“ verbreitet. Die Musterung ist individuell verschieden – wie ein Fingerabdruck.
Lebensraum und Vorkommen in Österreich
Feuersalamander bevorzugen feuchte, schattige Laub- und Mischwälder mit klarem Quellwasser, Bächen und kleineren Tüpfeln. Sie sind nachtaktiv und verstecken sich tagsüber unter Steinen, Totholz, Wurzeln oder in Erdlöchern.
In Österreich kommen sie hauptsächlich in folgenden Regionen vor:
- Wienerwald und Alpenvorland
- Kalkalpen und nördliche Randalpen
- Steiermark, Kärnten und Salzburger Land
- Südburgenland und Teile von Vorarlberg
Voraussetzung ist stets: hoher Grundwasserspiegel, wenig Flächenversiegelung und naturnahe Bäche. Feuersalamander meiden offene Flächen, ausgetrocknete oder stark veränderte Lebensräume.
Fortpflanzung: Eine Besonderheit unter Amphibien
Die Fortpflanzung des Feuersalamanders ist außergewöhnlich: Das Weibchen bringt nicht Eier, sondern bereits entwickelte Larven zur Welt. Diese werden in klarem, sauerstoffreichem Wasser abgelegt – meist in Quellbächen oder Waldrinnsalen. Die Larven haben Kiemenbüschel und leben ausschließlich im Wasser.
Nach etwa drei bis vier Monaten entwickeln sie Lungen und Beine und gehen an Land. Die Umwandlung, also die Metamorphose, ist ein kritischer Moment im Leben des Salamanders.
Die Weibchen kehren oft zur selben Stelle zurück, um ihre Jungen abzusetzen. Wird dieser Ort zerstört oder verschmutzt, kann das eine ganze Population auslöschen.
Verhalten und Lebensweise
Feuersalamander sind Einzelgänger und sehr standorttreu. Sie sind äußerst langlebig: In freier Wildbahn erreichen sie ein Alter von bis zu 20 Jahren, in Gefangenschaft sogar über 40 Jahre. Sie sind dämmerungs- und nachtaktiv und verlassen ihre Verstecke hauptsächlich bei feuchtem Wetter oder nach Regen.
Zur Nahrung zählen Regenwürmer, Asseln, Schnecken, Spinnen und Insektenlarven. Die Salamander jagen langsam, aber zielstrebig und sind sehr gute Geruchsspürer.
Gefährdung und Bedrohungen
Obwohl der Feuersalamander in Österreich vielerorts vorkommt, ist er zunehmend bedroht. Die Hauptgefahren sind:
- Lebensraumverlust durch Forstwirtschaft, Verbauung und Bodenversiegelung
- Straßenverkehr: Viele Tiere sterben bei der Wanderung zu den Laichgewässern
- Wasserverschmutzung durch Gülle, Pestizide und Abwässer
- Klimawandel: Veränderung der Feuchtgebiete, Hitzestress
- Krankheiten wie die Hautpilzinfektion durch den Erreger Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal)
Bsal ist eine besonders akute Gefahr: Der Pilz stammt ursprünglich aus Asien und führt zu einem schnellen und meist tödlichen Krankheitsverlauf. In den Niederlanden und Belgien hat er bereits lokale Populationen ausgelöscht. In Österreich gibt es bisher nur wenige Nachweise, doch die Sorge ist groß.
Schutz und Arterhaltung: Was kann man tun?
Der Feuersalamander steht in Österreich unter Naturschutz. Doch gesetzlicher Schutz allein reicht nicht. Wichtig sind aktive Maßnahmen und das Bewusstsein in der Bevölkerung.
Konkrete Schutzmaßnahmen:
- Erhalt und Pflege von Quellbächen und naturnahen Gewässern
- Anlage von „Salamanderfreundlichen“ Biotopen in Wäldern
- Vermeidung von Chemikalien in der Landwirtschaft nahe von Lebensräumen
- Errichtung von Amphibienschutzanlagen an Straßen (Tunnel, Leiteinrichtungen)
- Monitoring-Programme durch Fachstellen und Citizen Science-Initiativen
Was du selbst tun kannst:
- Melde Sichtungen (z. B. über Apps wie „Naturbeobachtung.at“)
- Fahre vorsichtig in feuchten Waldgebieten – besonders an regnerischen Frühjahrsabenden
- Halte Hunde in Amphibiengebieten an der Leine
- Unterstütze lokale Schutzprojekte oder initiiere eigene
Ganz wichtig: Feuersalamander niemals anfassen! Ihre Haut ist empfindlich, und Rückstände auf unseren Händen (Sonnencreme, Desinfektionsmittel) können ihnen schaden.
Symbolik und kulturelle Bedeutung
Der Feuersalamander hat seit jeher die Fantasie der Menschen beflügelt. Im Mittelalter galt er als Wesen, das im Feuer leben kann – eine Vorstellung, die wohl auf sein Auftauchen aus brennendem Holz zurückgeht (in dem er sich zuvor versteckt hatte).
In der Heraldik ist er ein Symbol für Standhaftigkeit und Mut, in der Alchemie steht er für das Element Feuer. In modernen Mythen und Fantasy-Geschichten ist er oft ein magisches Tier, das mit Elementarkräften verbunden ist.
Ein heimlicher Held unserer Wälder
Der Feuersalamander lebt verborgen, still und unscheinbar. Doch seine Existenz ist ein Zeichen für gesunde Ökosysteme, für klare Gewässer und naturnahe Wälder. Er ist ein Indikator für Biodiversität – dort, wo er vorkommt, ist die Natur noch intakt.
Gerade in einer Zeit, in der die Zahl der Insekten, Amphibien und Reptilien rasant abnimmt, ist sein Schutz auch unser eigener Schutz. Denn mit jeder verschwundenen Art geht ein Stück unserer Lebensgrundlage verloren.
Fazit: Kleine Tiere mit großer Bedeutung
Der Feuersalamander ist mehr als nur ein faszinierendes Amphibium. Er ist ein Bote der Nacht, ein Ökologie-Indikator, ein Kulturwesen und ein Wunder der Natur. In Österreich ist er vielerorts heimisch, doch sein Fortbestand ist nicht selbstverständlich.
Wenn wir seine Lebensräume achten, seine Wege sichern und seine Bedürfnisse verstehen, dann erhalten wir nicht nur eine Art, sondern ein wertvolles Stück unserer Natur- und Kulturlandschaft. Wer einmal einem Feuersalamander in freier Wildbahn begegnet ist, vergisst diesen Moment nie.
Und vielleicht fangen wir dann an, mit neuen Augen auf das zu blicken, was da so leise, geheimnisvoll und geduldig in unseren Wäldern lebt.