Der Naturpark Sölktäler in der Steiermark ist ein echter Geheimtipp für alle, die unberührte Natur, alpine Landschaften und authentisches Landleben suchen. Abseits touristischer Massen bietet er ein faszinierendes Zusammenspiel aus alpiner Wildnis, gelebter Tradition und sanftem Tourismus. In diesem Blogartikel nehmen wir dich mit auf eine Reise in das Herz der Niederen Tauern und zeigen dir, warum die Sölktäler zu den eindrucksvollsten Naturjuwelen Österreichs zählen.
Wo liegen die Sölktäler?
Der Naturpark Sölktäler liegt im Bezirk Liezen in der Obersteiermark und umfasst die beiden Haupttäler Große Sölk und Kleine Sölk sowie das weniger bekannte Fleißtal. Das Gebiet erstreckt sich über rund 277 Quadratkilometer und ist Teil der Niederen Tauern, einem Gebirgszug, der sich zwischen Ennstal und Mur erstreckt.
Der Naturpark besteht seit dem Jahr 1983 und wurde als solcher ausgewiesen, um die einzigartige Kulturlandschaft, die natürliche Vielfalt und das traditionelle Leben der Region zu erhalten und zu fördern.
Landschaft und Geologie
Die Landschaft der Sölktäler ist von einer hochalpinen Topografie geprägt: schroffe Gipfel, klare Gebirgsseen, dichte Bergwälder und ausgedehnte Almen zeichnen das Bild. Die höchsten Erhebungen reichen bis über 2500 Meter, darunter der Deichselspitz (2.720 m) und der Weißgupf (2.265 m).
Im Tal verläuft der Sölkpass, eine historische Verkehrsverbindung zwischen dem Ennstal und dem Murtal, die schon von den Kelten und Römern genutzt wurde. Heute ist der Pass vor allem bei Radfahrern und Motorradfahrern beliebt, allerdings nur in den Sommermonaten befahrbar.
Geologisch betrachtet gehören die Sölktäler zu den Kristallingesteinen der Zentralalpen. Granit, Gneis und Glimmerschiefer prägen das Bild – ein Paradies für Geolog:innen und Naturinteressierte.
Flora und Fauna: Biodiversität auf Höchstniveau
Die Sölktäler sind ein Hotspot der Artenvielfalt. In den verschiedenen Höhenstufen findet man:
- Enziane, Alpenrosen und Arnika auf den Almwiesen
- Uralte Zirben in den Bergwäldern
- Seltene Moose und Flechten in schattigen Felshängen
Tierfreunde können sich auf Murmeltiere, Steinböcke, Gämsen und Auerhühner freuen. Auch der Steinadler kreist über den Gipfeln, und mit etwas Glück kann man sogar den scheuen Rotfuchs oder einen Luchs beobachten.
Im Wasser der Gebirgsbäche leben Bachforellen, und auch die seltene Edelkrebse wurden in manchen Abschnitten nachgewiesen. Zahlreiche Amphibien und Libellenarten zeugen von der hohen Wasserqualität.
Wandern im Naturpark Sölktäler
Wandern ist die mit Abstand beliebteste Aktivität im Naturpark. Die Wege sind gut beschildert und bieten für jeden Anspruch etwas:
- Familienwanderungen zu Almhütten mit kurzer Gehzeit
- Panoramawege mit Ausblick auf die Tauernkette
- Bergtouren für erfahrene Alpinist:innen
Empfehlenswerte Routen sind unter anderem:
- Der Sölkpass-Weg von St. Nikolai zur Passhöhe (mittel)
- Die Tour zur Kaltherbergalm und weiter zum Schwarzensee (leicht)
- Der Aufstieg zur Schönbrunnerhütte mit Möglichkeit zur Übernachtung (anspruchsvoll)
Im Hochsommer kann es vorkommen, dass man stundenlang wandert, ohne einer Menschenseele zu begegnen – eine Seltenheit im Alpenraum.
Kulinarik und Almkultur
Was wäre ein Naturerlebnis ohne das passende Essen? Auf den Almhütten wird traditionell und regional gekocht.
Typische Spezialitäten:
- Steirerkas auf Schwarzbrot
- Krautkrapfen mit frischem Sauerkraut
- Heidensterz mit Grammelschmalz
- Moosbeernocken (Blaubeernocken) als Nachspeise
Die Hüttenwirte sind meist Einheimische, die noch selbst käsen, Brot backen und vom Leben auf der Alm erzählen. Mancherorts kann man auch bei der Heuernte mithelfen oder beim Almabtrieb dabei sein.
Kulturelle Besonderheiten
Der Naturpark ist nicht nur ein Raum der Natur, sondern auch ein lebendiges Kulturland. Bauernstuben, Kapellen, Mühlen und Troadkästen (Getreidespeicher) erzählen vom einfachen, aber reichen Leben vergangener Jahrhunderte.
Sehenswerte Orte:
- Das Sölkpassmuseum in Großer Sölk – mit Ausstellungen zur Alpin- und Verkehrsgeschichte
- Die Pfarrkirche St. Nikolai mit gotischen Fresken
- Die Holzknechthütten und alte Triftanlagen entlang der Bäche
Feste wie das Almfest oder das Erntedankfest bieten Gelegenheit, Tracht, Tanz und Volksmusik authentisch zu erleben.
Nachhaltigkeit und Bildung
Als Naturpark verfolgt das Gebiet vier zentrale Ziele: Schutz, Erholung, Bildung und Regionalentwicklung. Das heißt: Naturerhalt steht an erster Stelle, aber immer in Kombination mit nachhaltiger Nutzung und sanftem Tourismus.
Schulklassen können an Wald- und Wasserwerkstätten teilnehmen, es gibt geologisch-pädagogische Wanderungen, Krauttage und Käsekurse. Der Naturpark sieht sich als Lernraum für Jung und Alt.
Ein gelungenes Beispiel für nachhaltige Entwicklung ist die Kooperation mit regionalen Bauern und Produzenten, deren Produkte im Naturpark-Gütesiegel vermarktet werden – vom Ziegenkäse bis zum Zirbenschnaps.
Übernachten im Naturpark
Ob auf der Hütte, im Bauernhof oder im kleinen Hotel: Übernachtungsmöglichkeiten gibt es viele. Besonders beliebt sind:
- Almchalets mit Selbstversorgung
- Biobauernhöfe mit Familienanschluss
- Gasthöfe mit regionaler Küche
Wer es besonders ruhig mag, kann eine Nacht im „Schlafsack unterm Sternenhimmel“ buchen – eine Aktion für Abenteuerlustige, die Natur ganz unmittelbar erleben wollen.
Tipps für deinen Besuch
- Beste Reisezeit: Juni bis Oktober, wenn die Almen offen und die Wanderwege schneefrei sind
- Anreise: Mit dem Auto oder über Schladming und das Ennstal mit dem Zug bis Stein an der Enns, weiter mit dem Bus
- Ausstattung: Gutes Schuhwerk, Wetterschutz und ausreichend Wasser sind Pflicht
- Respektiere die Natur: Bleib auf den Wegen, nimm deinen Müll mit, und störe keine Tiere
Fazit: Ein Ort für Herz und Seele
Der Naturpark Sölktäler ist kein Ort für Eile, Selfiesticks und Animation. Er ist ein Ort für Menschen, die das Ursprüngliche suchen, die Weite lieben und sich an kleinen Details erfreuen können. Wer sich auf die Stille, die klaren Bäche, die weiten Wiesen und die Herzlichkeit der Menschen einlässt, wird belohnt mit einem Naturerlebnis, das lange nachklingt.
In einer Zeit, in der Natur oft zur Kulisse verkommt, ist der Naturpark Sölktäler ein lebendiger Gegenentwurf. Authentisch, ruhig und doch voller Leben. Ein Ort, an den man gerne zurückkehren möchte – oder am liebsten für immer bleiben würde.